Vorgestern haben wir die Frage untersucht, welchen Einfluss die Frequenz von Pflichtspielen auf das Verletzungspech der Vereine hat. Ein weiterer Kritikpunkt in der Diskussion um die Überbelastung der Spieler ist die große Anzahl von WM-Fahrern, die die Bundesligavereine abstellen mussten und die keine richtige Sommerpause hatten. Darauf wollen wir heute einen Blick werfen: Dazu benutzen wir wieder unseren Verletzungspunkte-Score sowie die Anzahl der WM-Fahrer, die in der Hinrunde 2014/15 für den jeweiligen Verein aufliefen. Die Ergebnisse:

Diagramm: Mehr WM-Fahrer, größere Verletzungssorgen

Mehr WM-Fahrer, mehr Verletzungen

Es zeigt sich: Vereine, mit mehr Spielern im Kader, die im Sommer zur WM nach Brasilien gereist sind, haben in der Hinrunde einen deutlich höheren Verletzungspunkte-Score. Die Clubs mit den meisten WM, Fahrern (die auch nach der WM noch für den Club spielten),  Dortmund, Bayern und Schalke hatten nach unserer Berechnung das größte Verletzungspech. Vereine ganz ohne oder mit wenigen Abstellungen (z.B. Paderborn) sind eher im unteren Drittel zu finden. Der lineare Zusammenhang der beiden Variablen ist statistisch gesehen außerdem relativ hoch (R² = 0.505).

WM-Fahrer aussagekräftiger als Nationalspieler allgemein?

Kritiker weisen außerdem immer wieder darauf hin, dass auch die Anzahl der aktiven Nationalspieler allgemein einen Einfluss auf das Verletzungspech hat – schließlich müssen die Vereine auch während der Saison immer wieder Nationalspieler zu Länderspielen abstellen. Diese werden dadurch mehr belastet. Auch das haben wir überprüft: Als Variablen dienen wieder unser Verletzungspunkte-Score sowie die Anzahl von Nationalspielern, die seit dem Beginn der WM bis Dezember 2014 für ihre Nationalmannschaften im Einsatz waren. Das Ergebnis ist nicht ganz so eindeutig:

Diagramm: Mannschaften, die mehr Nationalspieler abstellen, haben auch größeres Verletzungspech

Mannschaften, die mehr Nationalspieler abstellen, haben zum Teil größeres Verletzungspech (Bayern, Dortmund, Schalke). Allerdings erklärt das nicht, warum Vereine wie Gladbach, Hoffenheim, Leverkusen, Wolfsburg oder Mainz trotz vieler Abstellungen im Verletzungspunkte-Ranking sehr gut abschneiden. Das R² ist dementsprechend mit 0.28 geringer.

Fazit: Ein weiterer Baustein im Puzzle

Auf der Suche nach dem Grund für das Verletzungspech der Vereine ist die Anzahl der WM-Fahrer bzw. aktueller Nationalspieler neben der Spielfrequenz ein weiterer plausibler Erklärungspunkt. Die kurze Sommerpause für die Nationalspieler kann sicherlich mit erlären, warum einige Vereine größeres Verletzungspech haben.

Allerdings sind unter den Verletzungen bei den Vereinen nicht immer nur WM-Fahrer und Nationalspieler. Im Gegenteil: Manchmal sind die Nationalspieler trotz WM-Belastung von Verletzungen verschont geblieben, während es die „ausgeruhten“ Spieler erwischt hat.

Somit kann die Anzahl der Nationalspieler bzw. WM-Fahrer nur ein weiterer Baustein auf der Suche nach dem Grund der Verletzungen sein. Spannend wäre zum Beispiel auch die Frage, welchen Einfluss die Häufigkeit oder die Art des Trainings auf die Verletzungen hat.