Titel VerletztencheckTeil zwei des Verletzungsrisiko-Checks der Sommerneuzugänge steht an. Wie sieht es bei den Transfers der Bundesligisten in puncto Verletzunggefahr aus? Wo liegt die sprichwörtliche Achillesferse der Neuen? Diesmal mit Dortmund, Hoffenheim, Frankfurt, Bremen, Mainz und Köln.

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Borussia Dortmund: Die einen so, die anderen so

Legende_Fazit_VerletzungsrisikoAuch wenn der Start etwas holprig war: Gonzalo Castro wird die 14 Millionen, die Dortmund für ihn an Leverkusen überwiesen hat, sicher noch mit Leistung zurückzahlen. Wenn er nicht von Verletzungen gebremst wird. Castros Schwachstelle: Der Oberschenkel. Vier Muskelfaserrisse weist seine Krankengeschichte auf (zweimal 2010/11, jeweils einer 2013/14 und 2014/15). Dazu immer wieder Oberschenkelprobleme und Zerrungen, nach der letzten in der vergangenen Saison musste er 26 Tage pausieren. Länger als bei so manchem Muskelfaserriss.

Bei Roman Bürki ist dagegen kein Muster zu erkennen: Beim SC Freiburg fehlte er insgesamt nur acht Tage wegen kleineren Geschichten. Vor dem Wechsel in den Breisgau steht mal eine Ellenbogenverletzung mit 28 Tagen Pausen in der Akte – und auch die übrigen Verletzungen, die sich Bürki noch im Diensten der Grashopper Zürich zuzog, lesen sich ganz normal. Nichts Tragisches.

Julian Weigl schaffte es vergangene Saison bei 1860 München, trotz eines Muskelfaserrisses nur sechs Tage auszufallen. Das spricht für einen zähen Kerl – und auch sonst bisher wenig für eine besondere Verletzungsanfälligkeit.

Bei Joo-Ho Park ist das etwas anders. Der Koreaner fehlte seinem Ex-Club Mainz immer mal wieder. Mal war es das Sprunggelenk, mal der Oberschenkel. Alles in allem fällt aber auf: Wenn Park fehlte, war er immer überdurchschnittlich schnell zurück (beispielsweise bei einem Außenbandanriss im Sprunggelenk vergangene Saison schon nach nur 13 Tagen Pause). Das einzig langwierige: Eine hartnäckige Zehenentzündung 2013/14. Da ist seitdem aber Ruhe.

Weitestgehend Ruhe hatte bisher auch Königs-(Leih-)Transfer Adnan Januzaj – bis vor sechs Tagen. Da verpasste Januzaj das Auswärtsspiel seinen Ex-Clubs Manchester United in Swansea. Angeblich die Wade. Oder war die Verletzung nur die Ausrede, um Richtung Medizincheck in Dortmund abdüsen zu kennen? Den hat er jedenfalls vorbehaltlos bestanden. Vorbehaltlos auch die übrige Krankenakte.
Fazit: 2

 

TSG 1899 Hoffenheim: Überwiegend leere Krankenakten

Die TSG Hoffenheim hat fast traditionell im Sommer wieder viele Spieler geholt. Wie sieht’s mit deren Schwachstellen aus? Der teuerste Neuzugang, Eduardo Vargas, muss auf jeden Fall erst mal wieder richtig in Tritt kommen. Der Chilene verpasste ab April den Rest der vergangenen Spielzeit wegen eines Innenbandanrisses im Knie. Ein Muster ist aber bei ihm bisher nicht zu erkennen.

Erstaunlich verletzungsunanfällig: Kevin Kuranyi. Foto: Степиньш Ольга / football.ua (CC BY-SA 3.0)

Anders bei Fabian Schär: Der Schweizer ist nicht gerade verletzungsunanffällig. In den vergangenen zwei Jahren fehlte der Verteidiger über 180 Tage – also zusammengerechnet ein halbes Jahr. Ein gutes Drittel dieser Zeit ging für Sprunggelenksgeschichten drauf, über 80 Tage fehlte Schär 2013/14 wegen Patellasehnenproblemen.

Bei Jonathan Schmid liegen die letzten wiederkehrenden Probleme schon länger zurück: 2012/13 folgte auf eine Zerrung im Oberschenkel ein Muskelfaserriss. Seitdem macht der Oberschenkel aber keine Probleme mehr.

Pavel Kaderábeks Krankenakte liest sich ebenfalls bisher ganz normal: Die schlimmste Verletzung ist noch ein Außenbandanriss im Knie, wegen dem er vergangene Saison einen guten Monat pausieren musste. Der Rest: Eine harmlosere Kopfverletzung und ein verpasstes Euro-League-Spiel im Januar 2013.

Auch bei Joelinton gibt es bisher keine größerern Schwachstellen, bei Mark Uth sieht es ähnlich aus. Allerdings meldete sich bei ihm nach über vier Jahren Ruhe mal wieder das Knie zurück – daraus aber schon ein Muster zu lesen, wäre sicherlich zu früh.

Auch bei Felipe Pires, Marko Maric, Antonio Colak, Christoph Martschinko und In-Hyeok Park gibt es bisher keine größeren Verletzungen zu beklagen.

Bleibt noch Kevin Kuranyi. Der kommt trotz 14 Jahren Profifußball auf eine Verletzungsbilanz, die sich sehen lassen kann: Nie fiel der Stürmer länger als einen Monat aus – nicht die schlechteste Bilanz, um mit 33 Jahren in der Bundesliga noch mal durchzustarten.
Fazit: 1

 

Eintracht Frankfurt: Reinartz und seine (Achilles-)Ferse

Hofft, dass die Ferse keine probleme mehr macht: Stefan Reinartz. Foto: Kbirras (CC BY-SA 3.0)

Um die Schwachstelle von Frankfurts Neuzugang Stefan Reinartz zu finden, muss man nicht lange suchen. Fast die komplette Spielzeit verpasste der Mittelfeldmann 2013/14 aufgrund von Fersenproblemen – ein ständiges Hin und Her zwischen „wieder fit“ und „schon wieder verletzt“, das sogar in einer OP gipfelte. Immerhin: Seitdem ist Ruhe. Vergangene Saison hat Reinartz nur 21 Spiele absolviert für Leverkusen, wenige über die volle Distanz – bleibt die Frage, ob die Ferse auch als Stammspieler, was Reinartz in Frankfurt wohl sein wird, standhält.

Besser sieht’s bei den anderen Neuen aus: Wenn man Heinz Lindner noch am ehesten etwas andichten will, dann seine wiederkehrenden Hüftprobleme vergangene Saison, wegen denen er zwei Ligaspiele in Wien verpasste.

Beim anderen neuen Torwart Lukáš Hrádecký ist hingegen noch gar keine Schwachstelle zu erkennen, ähnliches gilt für Linksaußen Mijat Gaćinović.

Und dann ist da noch Luc Castaignos: Dessen Treffsicherheit hat die Eintracht im Spiel gegen Stuttgart am vergangenen Wochenende schon erleben dürfen, leider aber auch schon seine Verletzungs-Schwachstelle: Den Oberschenkel. Immer wieder plagt sich der Holländer damit rum, in der kurzen Frankfurter Zeit sogar schon mit einem Muskelfaserriss.
Fazit: 3

 

Werder Bremen: Nur Jóhannsson sticht heraus

Zwei Knieprellungen – das ist das einzige, was sich bisher in der Bundesliga-Krankenakte von Anthony Ujah wiederholt. Doch die holt man sich in aller Regel durch Zusammenstöße – und nicht etwa, weil das Knie verletzungsanfällig wäre.

Der kritische Blick ist bei Felix Wiedwald eigentlich unbegründet – er ist bisher nicht verletzungsanfällig gewesen. Foto: Steindy (CC BY-SA 3.0)

Ein wiederkehrendes Muster gibt es hingegen bei Aron Jóhannsson – die Leiste. Schon 2012 in Aarhus machte die Probleme, auch nach seinem Wechsel im Winter zum AZ Alkmaar gab sie keine Ruhe – insgesamt zweieinhalb Monate Verletzungspause. Vergangene Saison kamen die Schmerzen zurück. Die Folge: Eine Operation und weitere 70 Tage ohne Fußball. Eindeutig eine Schwachstelle.

Anders bei Ulisses Garcia. Der Schweizer mit portugiesischen Wurzel ist zumindest verletzungstechnisch ein bisher weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Das gilt auch für Torhüter Felix Wiedwald: eine kleine Bänderverletzung, ein Daumenbruch, eine Muskelverhärtung und Pfeiffersches Drüsenfieber – die ganz normale Krankengeschichte eines Bundesligaspielers.
Fazit: 2

 

Mainz 05: Ein Härtefall und ein paar kleinere Muster

Der Schweizer Fabian Frei kam mit keiner großen Verletzungsgeschichte zu Mainz 05 – ein kleiner Meniskuseinriss aus dem Jahr 2009 war da noch das Schlimmste. Trotzdem hat sich Frei promt verletzt und fällt wahrscheinlich gleich mehrere Wochen aus. Kann immer mal passieren – kein Vorwurf an die Mainzer Scouts.

Yoshinori Muto kam direkt aus Japan. Bisher ist von dort noch nichts Negatives in Sachen Verletzungsanfälligkeit zu uns vorgedrungen. Ähnlich gut sieht es bei Florian Niederlechner aus, der in jungen Jahren zwar schon mal einen Innenbandanriss im Knie auszukurieren hatte, seitdem aber nahezu verletzungsfrei unterwegs ist.

Gaëtan Bussmann fehlte seinem Ex-Club FC Metz vergangene Saison zwar mal einen guten Monat wegen einer Knieverletzung, wirklich besorgniserregend ist seine Krankenakte aber nicht.

Ähnlich sieht es bei Danny Latza aus: Ein Mittelfußbruch mit drei Monaten Pause, noch in Schalker Jugendtagen, ist noch das Gravierendste. Seitdem hat Latza aber, bis auf ein paar kleinere Ausfälle wegen Muskel- und Kniegeschichten weitestgehend Ruhe.

Mainzer Sorgenkind? Maximilian Beisters Knie macht immer wieder Probleme. Foto: Fuguito (CC BY-SA 3.0)

Einmal Kreuzbandriss, immer Knieprobleme? Auf Maximilian Beister traf das bisher zumindest zu. Seit einem Kreuzbandriss in der Saison 2013/14 treten bei ihm immer wieder Knieprobleme auf – mit ein Grund, warum er sich beim HSV auf Dauer nie durchsetzen konnte. Und auch die Mainzer mussten die Verletzungsanfälligkeit schon erfahren: Beister fehlt aktuell. Wegen einem Knochenödem. Im Knie.

Auch Leon Balogun kämpft immer wieder mit Verletzungen. Von sieben Jahren 1. und 2. Bundesliga hat er zusammengerechnet immerhin schon gut 1 1/4 Jahr verletzungsbedingt verpasst. So richtig lässt sich aber kein Muster erkennen. Am ehesten anfällig sind noch Baloguns Oberschenkel. Muskelfaserrisse und Muskelprobleme kosteten ihn zusammen über fünf Monate Spielzeit. Auch diese Saison hat der Oberschenkel schon wieder dicht gemacht – eine Woche lang im Juli.

Ähnlich sieht es bei Henrique Sereno aus. Auch der war in seiner Karriere immer mal wieder verletzt, mal die Adduktoren, mal der Oberschenkel. Was bei ihm auffällt: Wenn er fehlt, fehlt er gleich länger. Also eher der Typ Spieler, der länger braucht, um wieder zurückzukommen. Die sieben Tage, die er auch Mainz in dieser Saison schon wegen einer Oberschenkelzerrung fehlte, sind da regelrecht eine Blitzheilung.

Die Saison 2012/13 war für Gianluca Curci das berühmte „Seuchenjahr“. Über drei Monate fiel er beim FC Bologna aus. Aber nicht am Stück, sondern über die ganze Saison verteilt, meistens wegen Muskelgeschichten. Letztes Saison machte der Muskel dann keinen Stress, Curci fehlte „nur“ rund 40 Tage wegen einer Ellenbogenverletzung.

Bei Jhon Córdoba sieht es hingegen bisher gut aus – keine größeren Auffälligkeiten.
Fazit: 3

 

1. FC Köln:

Immer mal wieder verletzt, aber nie lange: Anthony Modeste. Foto: Valentin Trijoulet (Public Domain)

Anthony Modeste ist ein guter Einkauf. Nicht nur, weil er Tore schießt, sondern auch, weil er bisher nicht größer durch Verletzungsanfälligkeit aufgefallen ist. 38 Tage fehlte er der TSG Hoffenheim in den vergangenen zwei Jahren – wenn, aber dann meist nur kurz und ohne, dass ein Muster zu erkennen wäre.

Milos Jojic hat es in eineinhalb Dortmunder Jahren gelungen, verletzungsfrei zu bleiben. Während alle seine Mitspieler gefühlt reihenweise umgefallen sind. Das spricht vielleicht für wenig Spielpraxis, vielleicht aber auch dafür, dass der Serbe schlicht und ergreifend nicht besonders verletzungsanfällig ist.

Bei Leonardo Bittencourt sieht die Summe ein bisschen anders aus, nicht aber das Ergebnis: Bittencourt verpasste seit 2011 in der ersten und zweiten Liga gut vier Monate wegen Verletzungen. Klingt erstmal viel, beim Blick auf die Art der Verletzungen relativiert sich das Ganze aber etwas. Schambeinentzündung, Außenbandanriss, Muskelfaserriss. Normale Fußballerverletzungen, kein Muster zu erkennen. Wenn man ihm überhaupt was nachsagen will, dann, dass er allgemein gesehen eher verletzungsanfällig ist – auch ohne konkrete Schwachstelle.

Fast genauso könnte man das bei Frederik Sörensen festhalten. Der hatte zwar in seinen jungen Jahren schon mehrere größere Verletzungen, die in teils auch wochenlang außer Gefecht setzen, ein Muster ist aber bisher noch nicht zu erkennen. Gleiches gilt für Dominique Heintz, bei dem bisher als schlimmste Verletzung ein Muskelbündelriss aus der Vorsaison (41 Tage Pause) zu Buche steht.

Bleibt nur noch Philipp Hosiner bei dem es eigentlich genauso aussah, wie bei den drei zuvor Beschriebenen. Bis dann der Nierentumor kam. Zu dem ist aber inzwischen alles gesagt – hoffen wir für Hosiner, dass er damit nie wieder Probleme haben wird.
Fazit: 1

Die anderen Teile:

Der Verletzungsrisiko-Check – Teil 1: Bayern, Wolfsburg, Gladbach, Leverkusen, Augsburg und Schalke
Der Verletzungsrisiko-Check – Teil 3: Hannover, Stuttgart, Hertha, Hamburg, Ingolstadt und Darmstadt