Titel-VerletztencheckDer letzte Teil des großen Verletzungsrisiko-Checks der Bundesliga-Neuzugänge. Heute mit Hannover, Stuttgart, Hertha, Hamburg, Ingolstadt und Darmstadt. Wo liegt die sprichwörtliche Achillesferse der Neuzugänge? Hier gibt’s die Antworten.

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Hannover 96: Mehr Licht als Schatten

Legende_Fazit_VerletzungsrisikoOliver Sorg hatte vergangene Saison mit muskulären Problemen sowie einem Muskelfaseriss zu kämpfen – zum ersten Mal seit der Saison 2012/13. Von einem Muster zu sprechen wäre aber übertrieben, zumal sich auch die übrigen Pausen bei Sorg ganz normal lesen: Bauchmuskelzerrung, Bluterguss, Nasenverletzung, Schambeinreizung, grippaler Infekt.

Auch Mevlüt Erdincs Krankenakte weist keine Muster auf, die auf eine erhöhte Verletzungsanfälligkeit bestimmter Körperregionen schließen lassen würden: Fuß- und Schulterverletzung in 2009 in Diensten von Paris St. Germain, auch beim AS Etienne fehlte er mal 28 Tage. Eine spezielle Schwachstelle ist aber nicht zu erkennen.

Der zweite Ex-Freiburger Felix Klaus ist noch so ein Fall: Irgendwie ist alles mal dabei in seiner Verletzungshistorie, Muskelfaserriss in der Wade, Achillessehnenprobleme, Rippenprellung, Rückenschmerzen. Ok – Adduktorenbeschwerden kommen sogar zweimal vor (2011/12 bei Fürth und dann vergangenes Jahr in Freiburg) – aber ein spezielles Muster liest sich da nicht raus.

Uffe Bech verpasste vor zwei Jahren mal fast drei Monate der dänischen Erstligasaison wegen einer Knieverletzung. Der Muskelfaserriss, den er sich schon nach wenigen Tagen in Hannover zuzog, ist da aber sicherlich keine direkte Folge davon. Kein Vorwurf an die Hannover-Scouts.

Charlison Benschop ist offenbar anfällig für alles, was mit den Oberschenkeln zu tun hat: Der Niederländer hatte schon während seiner Zeit in der Heimat beim AZ Alkmaar mit Oberschenkelproblemen zu kämpfen, seit er in Deutschland spielt (2013) kamen zwei Muskelfaserrisse und eine einwöchige Pause wegen muskulären Problemen hinzu. Seit über einem Jahr ist aber Ruhe.

Philipp Tschauner ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Kreuzbandriss nicht von vorneherein ewige Knieprobleme bedeutet. Denn nach der Verletzung machte das Knie weitestgehend keine Probleme, wenn man mal kurze Pausen wie die Kniereizung vergangene Spielzeit als „weitestgehend keine Probleme“ bezeichnet. Dafür kamen seitdem zwei größere Schultergeschichten dazu – einer Schultereckgelenkssprengung 2011/12 und eine weitere Schulterverletzung 2013/14. Allerdings zugegebenermaßen nichts übernormal Ungewöhnliches bei einem Torwart.

Die Bilanz von Jungstar Allan Saint-Maximin, bevor er nach Hannover kam: zwei Oberschenkelzerrungen (25 und 11 Tage Pause) und eine Rückenverletzung (40 Tage Pause). Die Bilanz von Allan Saint-Maximin, seitdem er in Hannover ist: zwei Fußprellungen. Nicht gerade wenig für einen 18-Jährigen. Trotzdem noch zu früh, um mehr sagen zu können.

 

VfB Stuttgart: Ein Pechvogel, ein Vollgaskeeper und ein Neuanfang

Mitchell Langerak kam ohne größere Krankenakte nach Stuttgart, wo er in der noch jungen Saison mit einem Muskelbündelriss und einer Zyste im Knie schon gleich zwei schwere Verletzungen einstecken musste. So kann es manchmal auch gehen.

Bleibt für den VfB zu hoffen, dass es beim zweiten neuen im Tor, Przemysław Tytoń, nicht genauso läuft. Dessen Akte liest sich wie die eines Torhüters, der immer volles Risiko geht: Gehirnerschütterungen hatte er beim Ex-Club PSV Eindhoven gleich zwei, eine davon, weil er einen Freistoß mit vollem Einsatz übers Tor lenkte, beim Aufprall aber auf die Torstange knallte. Die andere zog er sich zu, als er aus dem Tor stürmte, um eine Flanke abzufangen, dabei aber mit Mitspieler Timothy Derijck zusammenstieß. Ein andermal brach er sich im Spiel die Schulter. Dass Tytoń volles Risiko geht, haben die VfB-Fans dann auch am Wochenende erfahren müssen: Tytoń warf sich in den herannahenden Frankfurter Luc Castaignos – und fehlt jetzt zwar nicht wegen einer daraus resultierenden Verletzung, sondern wegen der daraus resultierenden roten Karte.

Besser sieht es bei den Neuzugängen Jan Kliment, Philip Heise, Lukas Rupp und Toni Šunjić aus, bei denen es bisher keine Anzeichen auf besondere Schwachstellen gibt.

Robbie Kruse will in Stuttgart die Verletzungssorgen überwinden. Foto: Jeollo / vfb-exklusiv.de (CC BY-SA 3.0)

Bei Emiliano Insúa ist diese Schwachstelle noch am ehesten der Oberschenkel. Vor ein paar Jahren musste er mit Problemen immer wieder pausieren, verpasste einige Spiele in Spanien. Jetzt ist seit längerer Zeit aber Ruhe.

Auf diese Ruhe hofft auch Robbie Kruse, der in Stuttgart den Neuanfang wagt. Der Australier ist unbestreitbar verletzungsanfällig, hat schon einen Kreuzbandriss in der Vita und sich gerade von einer komplizierten Bänderverletzung erholt, deren Ausfall fast genauso lange dauerte. Einziger Hoffnungsschimmer bei ihm: Bisher ist noch nicht so was wie ein Muster zu erkennen, auch das Knie macht nach dem Kreuzbandriss keine Probleme mehr. Bisher.
Fazit: 2

 

Hertha BSC: Gut eingekauft – zumindest in Sachen Verletzungsrisiko

Vladimír Darida kommt zwar mit ein paar Verletzungen in der Vita nach Berlin, so was wie eine Schwachstelle ist bei ihm aber bisher nicht zu erkennen. Bauchmuskelzerrung, Überdehnung des Syndesmosebandes, Bluterguss im Fuß, Leistenprobleme, Rippenprellung – die ganz normal-durchschnittliche Krankenhistorie eines Bundesligaspielers.

Alterserscheinungen? Der Ermüdungsbruch von Vedad Ibišević könnte das erste Zeichen dafür sein. Foto: Ailura (CC BY-SA 3.0)

Niklas Stark kämpfte in der Saison 2013/14 mit massiven Adduktorenproblemen, die ihn fast drei Monate außer Gefecht setzten. Seitdem ist er aber beschwerdefrei.

Mitchell Weiser fiel vergangene Saison lange mit einem Syndesmosebandriss aus. Seine erste schwere Verletzung als Profi – und deswegen zu früh, um irgendeine Gefahr erkennen zu können.

Vedad Ibišević ist wie Tschauner einer dieser Spieler, die durch einen Kreuzbandriss vorbelastet sind – aber gleichzeitig einer von denen, die seitdem keine Knieprobleme mehr haben. Außerdem liegt die schwere Verletzung auch schon lange zurück – über sechs Jahre, um genau zu sein. Seitdem kam an schwererem Kram nur ein Muskelbündelriss (über zwei Monate Pause) und in der vergangenen Saison ein Ermüdungsbruch hinzu (ebenfalls über zwei Monate Pause). Der könnte immerhin ein Zeichen dafür sein, dass Ibiševićs Körper nicht mehr so ganz hundertprozentig mitmacht. Sollte weiter beobachtet werden.
Fazit: 1

 

Hamburger SV: Wie immer viele Neue, wie immer lange Krankenakten

Der HSV startet wieder mal den Neuanfang in Sachen Kader. Die teuerste Neuverpflichtung (neben Holtby, der aber ja vorher schon ausgeliehen war) ist Albin Ekdal. Der Schwede bringt einiges an Verletzungshypotheken mit. Positiv ist: Ekdal war vergangene Saison bei seinem Ex-Club Cagliari Calcio viermal verletzt, die Ausfallzeiten waren aber deutlich kürzer (die längste noch 13 Tage wegen einer zerrung im März) als in vergangenen Jahre – da stehen auch mal Pausen von ein oder zwei Monaten in der Akte (u.a. hartnäckige Oberschenkelprobleme und Adduktorenbeschwerden).

Irgendwas war immer: Aaron Hunt. Foto: Steindy (CC BY-SA 3.0)

Auch Aaron Hunt wurde in seiner Karriere immer wieder zurückgeworfen. Neuerdings macht das Knie macht immer wieder Probleme: Allein vergangene Saison stehen ein Innenbandanriss und eine Innenbanddehnung zu Buche – allein die beiden Verletzungen kosteten ihn über vier Monate. Und dann reden wir noch nicht über die Pausen wegen einer Bänderdehnung im Sprunggelenk und einer Risswunde. Und so kann man das bei Hunt fast unendlich weiterführen. Vor ein paar Jahren waren es die Adduktoren, zu Beginn seiner Karriere hartnäckige Leistenprobleme. Insgesamt hat Hunt in seiner Bundesligazeit fast zwei Jahre nur mit Reha und Verletzungspausen verbracht.

Der Österreicher Michael Gregoritsch ist zwar noch jung, was aber auffällt: Zweimal fehlte er Bochum vergangene Saison wegen Muskelfaserrissen. Und zweimal dauerte die Regenaration deutlich länger als der Bundesligaschnitt – 50 bzw. 57 gegenüber dem Durchschnittswert von 25,9 Tagen.

Bei Sven Schipplock sind hingegen die Oberschenkelprobleme die Hauptsorge: Von März 2014 an fehlte er fast fünf Monate, verpasste die komplette Saisonvorbereitung und die ersten Spiele. Immer wieder kamen die Probleme zurück, im November, im Januar, im Mai. Ein Seuchenjahr.

Gotoku Sakai ist hingegen einer der wenigen Lichtblicke: zweimal muskuläre Probleme, ein Entzündung im Knie, ein Innenbandanriss im Sprunggelenk – nicht mal vier Wochen Pause in dreieinhalb Jahren. Ein vollkommen normaler Wert. Auch Emir Spahic fiel bisher in der Bundesliga durch vieles auf, aber nicht durch langwierige Verletzungen.

Ähnlich sieht es auch bei den beiden Nachwuchsleuten Batuhan Altintas und Andreas Hirzel aus. Doch die sind wohl ohnehin nicht wirklich mehr als zweite oder dritte Wahl. Die Verletzungsgefahr liegt bei den potentiellen Stammspielern.
Fazit: 4

 

FC Ingolstadt: Die Analayse geht schnell

Vielleicht Tor-, aber keine größere Verletzungsgefahr: Elias Kachunga. Foto: Borusse86

Bei einem Quartett können wir es kurz machen: Eine Kreuzbanddehnung und dann nochmal Knieprobleme vergangene Saison, aber nur insgesamt 16 Tage Pause – bei Elias Kachunga reicht das noch nicht, um ein Muster zu erkennen. Ebenfalls unauffällig sind die Krankenakten von Ørjan Nyland und Romain Brégerie. Beim 18-jährigen Maurice Multhaup ist es noch zu früh, um irgendetwas sagen zu können.

Markus Suttner hat zwar schon einige Verletzungen hinter sich – auch durchaus längere wie ein Muskelfaserriss (30 Tage Pause), ein Rippenbruch (20), eine Seitenbandzerrung im Knie (22) oder ein Mittelfußbruch (58). Doch Suttner spielt auch schon einige Jährchen, zwischen den Verletzungen liegen lange Phasen mit maximal kleinen Blessuren. Auch insgesamt zu wenig, um ein klares Muster zu erkennen.
Fazit: 1

 

SV Darmstadt 98: Große Verletzungsanfälligkeit geht anders

Gleich neun wirklich Neue hat Darmstadt nach dem Sensationsaufstieg geholt. Der teuerste war Mario Vrančić mit 500.000 Euro – so viel, wie Cristiano Ronaldo übrigens in gut zweieinhalb Tagen verdient. Doch Vrančics Krankenakte liest sich bisher auch genauso unauffällig wie die des Superstars. Das Schlimmste: Ein Muskelfaserriss mit 26 Tagen Pause (und damit voll im Schnitt) in der vergangenen Saison, mal ein Schlüsselbeinbruch in der Saison 2007/08 bei Mainz mit rund anderthalb Monaten Pause.

Fabian Holland musste 2010/11 mal gut drei Wochen wegen Herzproblemen pausieren, ein Jahr später warf ihn das so genannte Kompartmentsyndrom, eine Durchblutungsstörung durch zu hohen Gewebedruck, fast 100 Tage aus der Bahn. Seitdem hat er aber weitgehend Ruhe.

Luca Caldirola konnte sich bei Werder nicht durchsetzen, zum Saisonende kickte ihn dann eine Knöchelverletzung mit 41 Tagen Pause endgültig raus. Zu wenig aber, um ein Verletzungsanfälligkeits-Muster bei ihm zu erkennen.

Anders bei Sandro Wagner: Der leidet seit einigen Jahren nicht nur unter akuten Abschlussproblemen, sondern hat auch immer wieder Probleme mit dem Sprunggelenk und der angrenzenden Achillessehne. Egal ob bei Werder, in Lautern oder bei Hertha. Immer wieder musste er pausieren. Auch in Darmstadt?

In Hannover war Konstantin Rausch noch verletzungsfreier als in Stuttgart. Foto: Said98 (CC BY-SA 2.0)

Bei Łukasz Załuska ist auf der Straße offenbar verletzungsanfälliger als auf dem Platz. Das ist zugegebenermaßen eine etwas zynische Umschreibung für die Tatsache, dass Załuska im vergangenen Herbst in Glasgow von einem Kollegen auf der Straße angegriffen wurde und dabei am Kopf verletzt wurde.

Konstantin Rausch hatte es in Stuttgart wohl auch schwer, weil ihn immer wieder muskuläre Probleme zurückwarfen, zuletzt eine Verhärtung im Mai. Allerdings ist seine übrige Krankenakte jetzt auch nicht so umfangreich, dass man von akuter Verletzungsanfälligkeit sprechen könnte.

Gleiches gilt für Peter Niemeyer: zwei Gehirnerschütterungen machen noch kein Muster, weil sie ja auch durch externe Einflüsse und nicht durch eine gewisse Anfälligkeit verursacht werden. Der Rest liest sich ganz normal: Sprunggelenksverletzung, Adduktorenzerrung, Zehenverletzung – ganz normal. Das gilt auch für die verletzungshistorie von Júnior Díaz.

Bleibt noch György Garics: Der ist der typische Fall des oft verletzten (Alt)-Profis. 2008/09 fehlte er Neapel und Bergamo über ein Jahr, später kam eine lange Pause wegen eines Kreuzbandrisses in Bologna dazu. Dazu noch viele andere kleinere und größere Verletzungen. Aber wenn, dann eher eine allgemeine Verletzungsanfälligkeit als irgendein Muster.
Fazit: 2

Die anderen Teile:

Der Verletzungsrisiko-Check – Teil 1: Bayern, Wolfsburg, Gladbach, Leverkusen, Augsburg und Schalke
Der Verletzungsrisiko-Check – Teil 2: Dortmund, Hoffenheim, Frankfurt, Bremen, Mainz und Köln