Titel-VerletztencheckDie Bundesligavereine haben im Winter zum Teil kräftig nachgebessert. Insgesamt über 60 Millionen Euro haben die Clubs in neue Spieler investiert – und alle erhoffen sich natürlich eine Verstärkung. Doch wo liegt die sprichwörtliche Achillesferse der Neuzugänge? Wir haben den Check gemacht.

Direkt zu deinem Verein: FC Bayern München | VfL Wolfsburg | Bayer 04 Leverkusen | Borussia Mönchengladbach | FC Schalke 04 | FC Augsburg | TSG 1899 Hoffenheim | Hannover 96 | Eintracht Frankfurt | SC Paderborn | 1. FC Köln | FSV Mainz 05 | Hertha BSC | Hamburger SV | VfB Stuttgart | Werder Bremen | Borussia Dortmund | SC Freiburg

FC Bayern München: Keine Neuzugänge

 

VfL Wolfsburg: Top-Transfer Schürrle

Legende_Fazit_VerletzungsrisikoDer Wechsel von André Schürrle zum VfL Wolfsburg ist ohne Frage der Transfer-Kracher der Hinrunde. Und auch wenn man auf Schürrles Verletzungsanfälligkeit schaut, muss man lange suchen, um etwas wirklich Handfestes zu finden: Mal eine kleine Muskelverletzung (Oktober 2013), mal kleinere muskuläre Probleme im Oktober 2014, eine Länderspielabsage wegen einer Grippe ein paar Tage später.

Von größeren Verletzungen ist der Nationalspieler bisher verschont worden. Nun weiß man natürlich im Fußball nie, was morgen ist – wenn es ihn doch erwischen sollte, kann Wolfsburg zumindest niemand vorwerfen, dass sie die Verletzungsanfälligkeit von Schürrle übersehen hätten. Top Transfer.

Der zweite Winterneuzugang der Wolfsburger ist die große Unbekannte – auch in puncto Verletzungen. Was der Chinese Xizhe Zhang drauf hat, ist genauso unklar wie seine Krankenakte – die Erkältung, die ihn für das Spiel am Wochenende ausschaltet, dient da auch nicht gerade als Referenz. Definitiv die Wuntertüte der Winterneuzugänge.

Fazit_1

 

Bayer Leverkusen: Näher dran geht nicht

Bayer Leverkusen hat in der Winterpause Nägel mit Köpfen gemacht – und Leihgabe Tin Jedvaj für 7 Millionen Euro fest verpflichtet. Was die Verletzungen betrifft, kann man damit nichts falsch machen. Der Club hat den Spieler ja schon ein halbes Jahr in seinen Reihen – näher dran geht nicht.

In der Zeit hatte der Abwehrspieler genau eine größere Verletzung. Der Muskelfaserriss, wegen dem er jetzt fehlt. Doch statistisch gesehen trifft das so gut wie jeden Profifußballer mindestens einmal in seiner Karriere. Keine größeren Sorgen nötig.

Fazit_1

 

Borussia Mönchengladbach: Keine Neuzugänge

 

Schalke 04: Risikofaktor Nastasić?

Matija Nastasić fehlte seinem Ex-Club Manchester City immer wieder mit Knieproblemen. Foto: Martin Urquhart / flickr (CC BY 2.0)

Schalkes ManCity-Leihgabe Matija Nastasić ist 21 Jahre alt, hat 34 Premier- und 9 Champions-League-Einsätze absolviert – aber auch schon über 220 Tage im Krankenstand verbracht. Die Liste ist schon beachtlich: Eine Knieverletzung, Wadenprobleme, eine Oberschenkelzerrung. Die letzteren beiden sind eigentlich Verletzungen, die nach ein paar Tage abgeklungen sind, Nastasic fiel aber jeweils einen Monat aus.

Das wirkliche Problem ist aber sein Knie: Schon in Italien machte ihm das Sorgen, in England fiel er dann wieder damit aus. City sprach sogar von einer „mysteriösen Knieverletzung“, weil die Ärzte einfach nicht herausfinden konnten, was dem Serben fehlte. Schalke hat den Verteidiger ja erstmal geliehen – eine Kaufoption greift automatisch bei sieben Spielen über 45 Minuten. Wenn er weiter verletzungsanfällig ist, kann Schalke also noch früh genug die Reißleine ziehen.

Fazit_4

FC Augsburg: Die zwei Gesichter des Dong-Won Ji

Beim FC Augsburg hatte Dong-Won Ji nie mit größeren Verletzungsproblemen zu kämpfen, einmal zwang ihn eine Muskelverletzung zu zwei Wochen Pause. Nach dem Wechsel zum BVB dann das genaue Gegenteil: Ji erwischte ein absolutes Seuchenhalbjahr. Erst Muskelfaserriss, dann Kapselriss und Me­nis­kus­quet­schung – ins BVB-Team schaffte er es so nie. Doch lag das jetzt an den immer wieder beschrieenen falschen Trainingsmethoden beim BVB? Und wenn ja, hat Ji jetzt einen Knacks weg und bleibt auch beim FCA verletzungsanfällig?

Christoph Janker zwickte bei Hertha öfter die Leiste. Foto: Steindy / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0 DE)

Ähnliches gilt für einen anderen Neuzugang, Christoph Janker von Hertha BSC. 2012/13 verpasste der Verteidiger fast die gesamte Spielzeit wegen Leistenproblemen, musste sogar unters Messer. Vergangene Saison kamen die Probleme dann zurück – wieder mehr als ein Monat Pause. Klingt zumindest nach einem Risiko.

Bleibt noch Bayern-Leihgabe Pierre Emile Höjbjerg: Der fehlte zwar im vergangenen Jahr eine Zeit lang wegen Außenbandproblemen – viel mehr kann man bei ihm aber bisher nicht sagen. Eine völlig durchschnittliche Bundesliga-Krankenakte für das Alter.

Fazit_3

 

TSG Hoffenheim: Keine Neuzugänge

 

Hannover 96: Ya Konan als Herzensangelegenheit

So rund lief es in den vergangenen Jahren nicht immer: Didier Ya Konan war bei Hannover zuletzt oft verletzt. Foto: Ina96 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)


Didier Ya Konan hat in fünf Jahren Hannover einiges mitgemacht: Außenbandriss, Außenmeniskuseinriss, Muskelfaserriss, Knorpelschaden, Sprunggelenksverletzung. Zusammengerechnet knapp ein Jahr fehlte der Stürmer Hannover. Auffällig: in der zweiten Hälfte seines Engagements, also mit zunehmendem Alter, fiel er doppelt so oft aus wie in der ersten Hälfte seines Engagements. Jetzt ist Ya Konan wieder ein halbes Jahr älter als nach seinem Weggang im Sommer. Die Frage bleibt: Ist die Rückkehr eine Herzensangelegenheit oder kann der Ivorer Hannover wirklich weiter helfen?

Besser sieht es da beim zweiten Neuzugang João Pereira aus: ein paar kleinere Verletzungen in seiner Zeit bei Sporting Lissabon – wobei das schlimmste noch ein ausgekugelter Ellenbogen war. Dazu eine Dehnung im Adduktorenbereich in der Europa League. Ganz normale Verletzungen, wie sie jedem durchschnittlichen Fußballer passieren. Alarmglocken sollten da keine schrillen.

Fazit_2

Eintracht Frankfurt: Unauffällige Ergänzungsspieler

Großartig verstärkt hat sich Eintracht Frankfurt in der Winterpause nicht. Mit Drittkeeper Emil Balayev und Nachwuchsmann Yusupha Yaffa kamen zwei junge Ergänzungsspieler, die auch was die Verletzungen betrifft bisher nicht weiter aufgefallen sind.

Fazit_1

SC Paderborn: Der alte Mann und sein Rücken

Oftmals nur auf der Bank: Auch wegen Verletzungen schaffte es Srdjan Lakic bei seinen vorherigen Stationen in die erste Elf. Foto: Northside / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Der Aufsteiger hat im Sturm nachgebessert: Srdjan Lakic kommt vom Zweitligisten Kaiserslautern. Seine Achillesferse ist der Rücken: bei Lautern war es in der Hinrunde nicht ganz so schlimm. Ein Ausfall steht auf dem Konto. Allerdings spielte Lakic am Ende auch gar nicht mehr.

Bei der vorherigen Station in Frankfurt war das ganz anders. Nach tollem Auftakt mit zwei Toren schlug der Rücken zu: Lakic wurde in seinen beiden Spielzeiten immer wieder zurück geworfen. Wir finden: Risiko-Transfer. Denn jünger werden der alte Mann und sein Rücken auch nicht mehr.

Fazit_3

1. FC Köln: Deyverson passt – zumindest verletzungstechnisch

Medizinscheck bestanden, keine größeren Probleme aus Portugal bekannt, dazu erstmal „nur“ ausgeliehen – zumindest aus Sicht der Verletzungen hat der 1. FC Köln nach dem geplatzten Eduardo-Transfer mit Ersatzmann Deyverson nichts falsch gemacht.

Fazit_1

Mainz 05: Zwei top, einer gefährdet

Bisher bei Brügge nicht verletzungsanfällig: Mainz‘ Neuer Nicolás Castillo. Foto: Michel Berix / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Nur eine kleine Verletzung vor einem Europa League Spiel gegen die Grasshoppers Zürich steht beim Mainzer Neuzugang Nicolás Castillo in der europäischen Krankenakte, der letzte längere Ausfall datiert noch aus seiner Zeit in der Heimat bei CD Universida Católica.

Anders sieht es bei Christian Clemens aus. Der Ex-Kölner war neben Jan Kirchhoff einer der absoluten Pechvögel bei Schalke 04. Insgesamt fehlte der Mittelfeldmann vergangene Saison fast 200 Tage wegen einer Schambeinentzündung und einer langwierigeren Oberschenkelzerrung. Auch der Start ins neue Spieljahr verlief denkbar ungünstig: Muskelfaserriss nach wenigen Tagen.

Clemens schaffte so nie dauerhaft den Sprung in die Schalker Elf. Können natürlich alles einmalige Sachen sein. Aber Vorsicht: schon in Kölner Tagen sagte Clemens‘ Körper irgendwann „Stopp!“. 2010/11 fiel er etwa mit einer Stressreaktion des Knochens längere Zeit aus. Insgesamt eher verletzungsanfällig.

Besser steht es um den dritten Neuzugang Pierre Bengtsson: Bisher stehen bei ihm nur kleinere Verletzungen zu Buche. Beispielsweise im vergangenen Oktober, als er in der Liga kurz aussetzen musste. Eine wirkliche „Achillesferse“ findet sich beim Schweden aber bisher nicht.

Fazit_2

 

Hertha BSC: Keine Neuzugänge

 

Hamburger SV: Zwei Kämpfer – Verletzungen programmiert?

Dauerbrenner und -renner – aber erstaunlich verletzungsunanfällig: Ivica Olic. Foto: Ottobdn / Sorodorin / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 DE)

Ivica Olic läuft. Und läuft. Und läuft. Seine 35 Jahre hindern ihn daran wenig. Und ein Blick in die Krankenakte zeigt, dass er tatsächlich auch körperlich noch keine großen Abnutzungserscheinungen zeigt. Für die letzte wirklich schwere Verletzung muss man schon in die Saison 2010/11 zurückgehen – ein Knorpelschaden knockte den Kroaten, damals beim FC Bayern für sieben Monate aus.

Seitdem stehen aber nur noch kleinere Verletzungen zu Buche – die längste noch hartnäckige Oberschenkelprobleme 2011/12, die Olic für einen Monat außer Gefecht setzten. Klar, Ivica Olic wird nicht jünger. Und vielleicht wird sein Körper ihm irgendwann einen Strich durch die Rechnung machen und er könnte nicht mehr laufen, laufen, laufen. Aber kann man sich das wirklich vorstellen?

Der zweite Neue beim HSV, Marcelo Díaz, gilt ebenfalls als Kämpfer. So liest sich auch die Verletzungsliste des Neuzugangs vom FC Basel: Ein Rippenbruch Ende 2013, viele kleinere Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen. Doch damit wird der HSV gerechnet haben, als sie den harten Defensivmann geholt haben – wirklich Gravierendes oder gar Chronisches an Verletzungen war bisher jedenfalls nicht dabei.

Fazit_2

VfB Stuttgart: Einmal Kreuzband, immer Kreuzband?

Eigentlich lesen sich die Verletzungen von Stuttgarts Neuzugang Geoffroy Serey Die wie die eines ganz normalen Fußballers: Mal eine Bänderdehnung, mal ein Zwicken im Oberschenkel – alles so weit ok. Auch ein mysteriöser Pferdekuss, der den Ivorer 2013 für drei Monate außer Gefecht setzte, kann man noch als „kurios“ abstempeln.

Doch dann ist da eben auch noch ein Kreuzbandriss in der Saison 2010/11 – die Verletzung, die die Knie vieler Fußballer schon zur chronischen Baustelle gemacht hat. Aktuelle Beispiele: Alex Baumjohann von Hertha und Holger Badstuber von Bayern. Was für den Stuttgarter Neuling spricht: Der Kreuzbandriss ist bei Die schon einige Jahre her, das Knie hat seitdem keine allzu großen Probleme mehr gemacht. Alles in allem also ein überschaubares Risiko, das der VfB da eingeht.

Fazit_2

Werder Bremen: Normale Krankenakten

Bei Hoffenheim durch die Verletzung den Stammplatz verloren, jetzt in Bremen: Koen Casteels. Foto: Uwe Bassenhoff / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)

Vier Jahre spielte Bremens Neuzugang Jannik Vestergaard für die TSG Hoffenheim – verletzungstechnisch ist er dabei nicht weiter aufgefallen. Der schlimmste Ausfall: Ein Außenbandriss 2012/13, der Vestergaard knapp zwei Monate außer Gefecht gesetzt. Seitdem hat das Knie aber keine Probleme mehr gemacht. Ansonsten mal ein Pferdekuss, Adduk­torenprobleme, ein eingewachsener Nagel am Zeh – die ganz normale Krankenakte eines Fußballers.

Das gilt auch für Levin Öztunali, der sich bislang nur einmal eine Kapselverletzung im Sprunggelenk zugezogen hat, die aber nach zwei Wochen Pause nicht mehr weiter Probleme machte. Ebenfalls unauffällig: Die bisherige Verletzungshistorie von Perspektivkeeper Michael Zetterer.  Seine Krankenakte im Profifußball besteht lediglich aus einer Grippe, die ihn im vergangenen Dezember für ein Drittligaspiel ausknockte.

Bleibt noch Hoffenheim-Abgang-und-gleichzeitig-Wolfsburg-Leihgabe Koen Casteels: Werders zweiter Neue aus dem Kraichgau ist bei seinem Ex-Club zwar letztlich an einer Verletzung gescheitert – immerhin fiel der Belgier mit einem Schienbeinbruch ein Dreivierteljahr aus, verpasste die WM und verlor letztlich seinen Stammplatz an Oliver Baumann. Aus so einem Schienbeinbruch, der jedem Spieler in einem unglücklichen Zweikampf passieren kann, auf eine mögliche zukünftige Verletzngsgefahr zu schließen, ginge aber zu weit.

Fazit_1

 

Borussia Dortmund: Kampl ist Hoffnungsträger – die Verletzungshistorie ändert daran nichts

Wenn Kevin Kampl eine Verletzungsproblem hat, dann ist es wohl sein Oberschenkel: Der macht ihm bisher immer wieder zu schaffen. 2012 fehlte er fast einen Monat, 2013 zwang ihn ein Muskelfaserriss zur Pause. Seitdem musste er immer mal wieder mit Oberschenkelproblemen draußen bleiben – die Ausfallzeiten sind aber zuletzt immer kürzer geworden. Im November 2014 waren es zum Beispiel nur zwei Tage. Auch Krampls Fuß hat ihn schon mehrfach zur Pause gezwungen: Mal eine kleinere Sprunggelenksverletzung, Anfang 2013 langwierige Probleme mit der Achillessehne, als Jugendspieler sogar mal ein Fußbruch – damals noch bei Bayer Leverkusen.

Fazit_2

 

SC Freiburg: Zwei Hoffnungsträger, unterschiedliche Vorzeichen

Mats Möller Daehli fehlte Cardiff City vergangene Saison nur einmal wegen einer Verletzung. Foto: Jon Candy / Wikimedia Commons (CC BY-SA 2.0)

Groß waren die Sorgen, dass Nils Petersen Freiburg nicht weiter helfen kann, sondern an die erfolglosen Stationen in Bremen und München anknüpft. Diese Sorgen konnte Petersen zerstreuen. Und auch was seine Verletzungsanfälligkeit betrifft, müssen nicht unbedingt die Alarmglocken angehen in Freiburg. Zwar ist der Stürmer durchaus ein Kandidat dafür, mal ein, zwei Tage mit kleineren Problemen mit dem Training auszusetzten –wie in den vergangenen Spielzeiten in Bremen immer mal wieder.

Wirklich schlimme Verletzungen stehen aber schon länger nicht mehr zu Buche bei ihm: Ein Innenbandanriss im Knie ist schon wieder eineinhalb Jahre her – das Knie hält. Die letzte ernsthaftere Sprunggelenksverletzung liegt schon über vier Jahre zurück. Und selbst der Meniskus, der Petersen in Cottbuser Tagen einmal zu einer richtig langen Pause gezwungen hat, ist seit Jahren ruhig.

Bei Nachwuchsmann Mats Möller Daehli ist eine Prognose schwierig. Der Norweger ist erst 19, fehlte in der Premier League zwar schon mal wegen einer Knieverletzung. Alles in allem ist das aber zu wenig, um irgendeine Schwachstelle zu finden.

Fazit_2