Viel wurde während des Lockdowns spekuliert: Steigt nach Zwangspause in der Bundesliga das Verletzungsrisiko, nachdem die Spieler erst nur notdürftig trainieren konnten, dann aber direkt den „kalten“ Re-Start hinlegen mussten? Eine erste Analyse zeigt: Die Sorgen waren unbegründet. Wie immer erst die Daten, dann die Erläuterungen:
Die Grafik zeigt die Anzahl der Ausfälle pro Tag und nach Verein – vor und nach dem Re-Start. Zur Sicherheit werden nach dem Re-Start sowohl der Zeitraum vom Trainingsauftakt (Zeitpunkt der endgültigen Wiederaufnahme des Trainings in Kleingruppen, variiert je nach Verein zwischen dem 23.3. und dem 7.4.2020) bis heute und dem ersten Spieltag nach dem Re-Start bis heute betrachtet, da, so die Argumentation, ja erst dann wieder die volle Wettkampfbelastung stattfand.
Keine Auswirkungen seit dem Trainingsauftakt, wenige seit dem Re-Start
Die Zahlen zeigen: Bei keinem einzigen Verein ist die Zahl der Verletzungen pro Tag seit der Wiederaufnahme des Trainings höher als vor dem Lockdown. Im Gegenteil: Bei zwölf Vereinen ist der Wert sogar nennenswert zurückgegangen, bei Gladbach, Frankfurt und Düsseldorf sogar um mehr als 0,2.
Etwas anders sieht es aus, wenn man die Zeit vom Re-Start der Liga bis heute nimmt. Hier hatte Bayern München offenbar mit größeren Verletzungssorgen zu kämpfen (0,43 Verletzungen pro Tag im Vergleich zu 0,22 vor Corona) ebenso Hertha BSC (0,45 statt 0,24) und in abgeschwächterem Maße auch RB Leipzig (0,3 statt 0,2). Größere positive Veränderungen bleiben nach Änderung des Untersuchungszeitraums noch bei Frankfurt und Düsseldorf.
Fazit: Nur wenig Auswirkungen
Insgesamt ist aber zu sagen: Die Veränderungen trotz drei Anstiegen bei Vereinen seit dem wirklichen Re-Start der Liga sind eher klein. Von einer massiven Steigerung des Verletzungsrisikos nach dem Lockdown kann in der Bundesliga (bislang) nicht die Rede sein.
Hinweis: Es macht keinen signifikanten Unterschied für die Analyse, ob man für den ersten Zeitraum den Trainingsauftakt oder den ersten Spieltag bis zum Shutdown betrachtet. Eine Vorab-Analyse mit vorläufigen Daten wurde bereits bei Sportbuzzer veröffentlicht.
Sehr geehrtes Team von Sportverletzungen,
danke für die interessante Betrachtung des Verletzungsrisikos nach der Corona Pause. In meinen Recherchen zu dem Thema bin ich auf eine Studie Seshadri et. al, die im Feb 21 veröffentlicht wurde (Case Report:Return to Sport Following the COVID-19 Lockdown and Its Impact on Injury Rates in the German Soccer League) gestoßen, in der die Verletzungswahrscheinlichkeit um das 1,13 fache höher nach dem Lockdown angegeben wird und die Verletzungsrate sogar das 3,12 fache betrug. Auch diese Studie entnimmt die Daten aus den öffentlich angegeben Daten. Haben Sie eine Idee, wie es zu den Abweichungen kommt? Oder haben Sie evtl. Daten ähnlich der UEFA Verletzungsstudie aus den internen Berichten der Vereinsärzte?
Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen