Es war wieder einmal eine Saison wie keine andere zuvor. Keine WM oder EM – und trotzdem (erst einmal) keine Sommerpause. Schuld daran ist die UEFA Nations League. So langsam verabschiedet sich der Fußball dann aber doch in die spielfreie Zeit. Ein guter Zeitpunkt um wie jedes Jahr die große Bundesliga-Bilanz in Sachen Verletzungen zu ziehen:

Grafik: Die Verletzungstabelle 2021/22. Union Berlin hatte die wenigsten Ausfalltage pro Spieler, Borussia Dortmund die meisten.
English Version

Wie immer zählen die Verletzungstage

Auch diesmal stehen die Verletzungstage bei der Berechnung der Tabelle im Mittelpunkt, also die Tage, an denen ein Spieler seinem Verein wegen einer Verletzung oder Erkrankung fehlte. Entscheidend ist die Summe aller Verletzungstage, dividiert durch die Kadergröße des jeweiligen Vereins – denn natürlich haben Vereine mit größerem Kader auch erstmal mehr Verletzungstage. Heraus kommt am Ende die durchschnittliche Anzahl an Verletzungstagen pro Spieler für jedes Team. „Halbe“ Spieler bei der Kadergröße entstehen durch Zu- beziehungsweise Abgänge im Winter.

Die Daten stammen aus einer Auswertung der Veröffentlichungen durch Vereine und Journalisten. Eintracht Frankfurt ist bislang der einzige Verein, der mit fussballverletzungen.com zusammenarbeitet und die eigenen Daten zur Verfügung stellt.

Union Berlin bleibt vorne

Union Berlin hat den Spitzenplatz aus dem Winter verteidigt: Am Saisonende stehen durchschnittlich 26,2 Verletzungstage pro Spieler. Dahinter setzt Eintracht Frankfurt den kontinuierlichen Aufwärtstrend fort: Durchschnittlich 30,55 Tage/Spieler bedeuten Platz zwei knapp vor dem SC Freiburg (⌀ 31,8 Tage/Spieler).

Für beide Teams gilt dabei Ähnliches: Die Kader der Konkurrenz (bei Freiburg in der Liga, bei Frankfurt in Europa) mögen breiter besetzt gewesen sein, die gute Verletzungsbilanz hat aber sicher einen Teil zu der für beide Mannschaften überaus erfolgreichen Saison beigetragen.

Bielefeld hilft gute Statistik nichts, Leipzig klettert deutlich

Das Gegenteil gilt für Arminia Bielefeld: Wieder erreicht die Mannschaft einen Platz in den Top 5 (Platz vier mit ⌀ 35,9 Tagen/Spieler) – den Abstieg konnte das aber am Ende nicht verhindern. Der Winter-Zweite Mainz 05 rutschte auf Platz vier ab (⌀ 40,5 Tage/Spieler).

RB Leipzig hingegen konnte deutlich von Platz 15 im Winter nach oben klettern. Platz sechs mit durchschnittlich 46,9 Tagen pro Spieler spricht auch für die erfolgreiche Aufholjagd in der Rückrunde.

Bayern führt die „Flop 5“ an

Der FC Bayern kommt weiterhin nicht hinten raus. 59 Verletzungstage pro Spieler bedeuten Platz 14, allerdings mit einem deutlichen Polster auf Leverkusen (67,5 Tage/Spieler), Hoffenheim (73,7 Tage/Spieler) und Stuttgart (77,8 Tage/Spieler). Schlusslicht ist – wie im Winter – Borussia Dortmund.

Dortmund: Verletzungspech oder statistische Verzerrung?

Die Borussia bleibt auch in diesem Jahr aber ein „Streitfall“ in der Auswertung. War die Saison wirklich so von Verletzungen geprägt, dass es am Ende nicht zu einem ernsthaften Bayern-Verfolger gereicht hat, oder wird die Statistik schlichtweg durch „Altlasten“ wie Schmelzer oder Morey verzerrt, die die ganze Saison fehlten und so aufs Verletzungstagekonto einzahlten? Ein schwieriger Fall: Da wir klare, objektive Kriterien anlegen und keine subjektiven Bewertungen vornehmen wollen, streichen wir aber prinzipiell keine verletzten Spieler aus der Auswertung, solange sie offiziell im Kader stehen. Auch andere Vereine haben „Altlasten“, die berücksichtigt wurden (etwa Bičakčić bei Hoffenheim).

Das gleiche gilt übrigens auch in der Frage, ob Jugendspieler, die nur aufgrund der „Local Player“-Regel der UEFA im Lizenzspielerkader sind, miteingerechnet werden sollen, selbst wenn sie keine Perspektive haben und nur „Füllmasse“ sind. Auch hier ist unsere Linie: Ja, werden sie, sonst müsste man eine Fall-zu-Fall-Entscheidung machen, die niemals objektiv sein könnte.

Übrigens: Selbst wenn man beim BVB die beiden „Altlasten“ herausrechnen würde, wäre die Mannschaft unter den vier schlechtesten Teams im Ranking.

Und damit weiter hinter den Bayern.