Titel: VerletztencheckDie Transferfrist ist vorbei – mit ihrem Personal müssen die meisten Bundesligavereine bist zur Winterpause auskommen. Über die Neuzugänge wurde  schon viel diskutiert. Doch wie sieht es in puncto Verletzungen aus? Wo liegt die sprichwörtliche Achillesferse der Neuzugänge? Der erste Teil des Checks – mit Bayern, Wolfsburg, Gladbach, Leverkusen, Augsburg und Schalke.

Direkt zu deinem Verein: FC Bayern München | VfL Wolfsburg | Borussia Mönchengladbach | Bayer 04 Leverkusen | FC Augsburg| FC Schalke 04

FC Bayern München: Kann man so machen

Legende_Fazit_VerletzungsrisikoDer FC Bayern hat mal wieder kräftig nachgebessert in der Sommerpause – 86 Millionen Euro Gesamtausgaben. Doch sind die es wert?

Fangen wir an bei Arturo Vidal. Zu Leverkusener Zeiten fiel der zwar schon durch hartes Spiel auf, selbst in Mitleidenschaft gezogen wurde er doch eher selten. Ein Bänderriss, eine Gehirnerschütterung – soweit ganz normal, bei der Spielweise könnte man mehr erwarten. Doch dann kam Juve. Und die Knieprobleme. Immer wieder wurde Vidal durch Meniskusprobleme zurückgeworfen. Im vergangenen Jahr hieß es dann sogar, Juventus wolle den Mittelfeldmaann loswerden – weil die Verantwortlichen nicht mehr an die Heilung des Knies glauben würden. Vidal blieb, und blieb dabei auch weitestgehend verletzungsfrei. Bis sich dann im Januar diesen Jahres doch wieder das Knie bemerkbar machte. Aber: Vidal fehlte nur ein paar Tage. Alles in allem ein überschaubares Risiko. Trotzdem Vorsicht: Die Knieprobleme kamen halt doch immer irgendwie wieder zurück.

Nummer zwei: Douglas Costa. Bei dem Mann mussten selbst einige Experten ja erst einmal in ihrem Notizbüchlein nachschauen, wer das jetzt genau noch mal war. Und so liest sich auch seine Krankenakte (die durch die Tatsache, dass Costa zuletzt in der Ukraine kickte, nicht gerade umfangreicher ausfallen dürfte). Mal ein Innenbandanriss vor Jahren, eine Zerrung in Donezk. Nichts, was keine normalen Fußballerverletzungen wären.

Ähnlich bei Joshua Kimmich: Der ist zwar noch jung, hatte aber immerhin schon mal einen Außenbandanriss im Sprunggelenk und fehlte auch ansonsten schon ein paar Mal länger in Leipzig wegen kleinerer Wehwehchen. Muss man insgesamt mal weiter im Blick behalten.

Sven Ulreich ist karrieremäßig eher schon im Herbst angelangt – zumindest, wenn man den freiwilligen Wechsel vom VfB-Stamm- zum Bayern-Ersatztorwart so deuten will. Und so liest sich auch Ulreichs Krankenakte schon eher umfangreich. Dabei ist vieles, was typisch ist für Torhüter: Eine schwere Handgelenksverletzung 2013/14, eine Schulterverletzung im letzten Jahr, dazu ein Wadenbeinbruch im Jahr 2010. Ulreich hat also zumindest verletzungstechnisch das Potenzial, in die Fußstapfen von Pepe Reina zu treten. Der fehlte in seinem einen Jahr in München ja auch immerhin fast drei Monate.

Bleibt noch Kingsley Coman – der ist aber so jung und bislang so wenig in Erscheinung getreten, das Aussagen zu Verletzungs-Schwachstellen schwierig sind.

Alles in allem überschaubares Risiko bei Bayern. Zumal absolute Verletzungskönige wie Schweinsteiger oder Pizarro ja geleichzeitig abgegeben wurden.
Fazit: 2

 

VfL Wolfsburg: Licht, Schatten – und irgendwas dazwischen

Wolfsburg frühzeitiger Top-Transfer Max Kruse liefert ein etwas indifferentes Bild: Zum einen hat er seit er in der Bundesliga spielt insgesamt nur 60 Tage gefehlt. In vier Jahren ist das ok. Aber: Insgesamt kommt er auf 15 verschiedene Verletzungen. Was passiert, wenn solche Geschichten wie die Knöchelprellung (1 Tag Pause), die Verhärtung im Adduktorenbereich (3) oder die muskulären Probleme (4) im vergangenen Jahr einmal mehr werden, muss man abwarten.

Nicht immer war Julian Draxler auf Schalke so fit, dass er mittrainieren konnte. Foto: Daniel Kraski / flickr (CC BY 2.0)

Beim späten Top-Transfer Julian Draxler sieht das schon anders aus: Nicht nur durch den komplizierten Semimembranosussehnenanriss, der ihn in der vergangenen Saison über fünf Monate Schachmatt setze, kommt beim hochveranlagten Mittelfeldmann eine ganz schöne Krankenakte zusammen. Da stehen zum Beispiel auch 70 Tage Pause durch Muskelfaserriss im Spieljahr 2013/14. Das ist fast zweineinhalb mal so lange wie die durchschnittliche Pause bei einer solchen Verletzung. Dazu viele kleine Verletzungen, die Draxler immer wieder zum Zuschauen zwangen. Keine Frage: Verletzungsunanfällig ist anders.

Dante drohte 2010/11 zu so etwas wie einem Gladbacher Transferflop zu werden: Ein Fußbruch, ein Innenbandanriss im Knie und eine Muskelverhärtung ließen den Brasilianer insgesamt über vier Monate aussetzen. Seitdem fehlte der Brasilianer dann in vier Jahren aber nur noch insgesamt 24 Tage – in der vergangenen Spielzeit keinen einzigen. Null Risiko – zumindest nicht durch etwaige Regelmäßigkeiten in der Krankenakte.

Gleiches gilt für Carlos Ascues. Seine Knöchelverletzung bei der Copa America gegen Brasilien sah zwar schmerzhaft aus, blieb aber ohne größere Folgen. Genauso wie seine sonstige Krankengeschichte. Das gleiche gilt für den Schweizer Neuling Francisco Rodríguez: Auch da nichts Auffälliges.
Fazit: 2

 

Borussia Mönchengladbach: Bleibt sich treu – wenn da nicht Stindl wäre

Von Nürnberg über Leverkusen nach Gladbach – fast verletzungsfrei: Josip Drmić. Foto: Franconia (CC BY-SA 3.0)

Josip Drmić hat zwei Achillesfersen – aber nur, wenn man nach Häufigkeiten schaut. Sowohl das Sprunggelenk als auch die Achillessehne machten dem Schweizer in der Vergangenheit wiederholt Probleme. Da das aber jeweils nur Pausen von ein bis zwei Tagen zu Folge hatte, ist das Risiko – bisher – bei ihm überschaubar.

Landsmann Nico Elvedi kam mit keiner frößeren Verletztenakte nach Gladbach – und verletzte sich prompt am Knie. Schnell gab es aber Entwarnung: Nicht der befürchtete innenbandriss, nur eine Blessur. Nicht weiter tragisch – und nichts zum Reininterpretieren.

Pfeiffersches Drüsenfieber kann man sich schon mal einfangen – die knapp 70 Tage Pause, die da bei Nico Schulz in der Krankenakte stehen, kann man deswegen vernachlässigen. Ansonsten ist nichts dabei, bei dem die Alarmglocken angehen müssten. Das „schlimmste“ sind noch 17 Tage Hüftprellung 2013/14.

Auch Chelsea-Leihgabe Andreas Christensen dürfte – zumindest was seine bisher sehr überschaubare Krankenakte angeht – die Spitzenposition, die die Gladbacher seit Jahren inne haben in Sachen Verletzungsfreiheit nicht gefährden. Die übrigen beiden Neuverpflichtungen schon eher:

Tobias Sippels Schwäche: Muskelfaserrisse. Bei Kaiserslautern warf ihn diese Verletzung immer wieder zurück, kostete ihn das ein ums andere Mal sogar (vorübergehend) den Stammplatz. Insgesamt vier Muskelfaserrisse stehen bei ihm zu Buche. Andererseits ist Sippel aber ja auch nur als Ersatztorwart eingeplant.

Eine größere Rolle dürfte Lars Stindl spielen – wenn er denn verletzungsfrei bleibt. Insgesamt neun Monate fehlte Stindl seinem Ex-Club Hannover 96 in den vergangenen fünf Spielzeiten. Besorgniserregend ist die Tatsache, das eigentlich jedes Körperteil, dass er sich verletzt hat, mindestens zweimal auftritt. Vor allem das Sprunggelenk ist anfällig (insgesamt über 120 Tage Pause). Angesichts der Tatsache, das Stindl neben Drmic wohl mit die größte Rolle unter den Neuverpflichtungen spielen soll, schon ein Risiko.
Fazit: 3

 

Bayer Leverkusen: Kein großes Risiko

Gleich vornweg: Dass Charles Aránguiz sich direkt so schwer verletzt, war aus der Krankenakte auch nicht ablesbar. Bisher hätte nichts darauf hingedeutet. Deswegen bleibt er in dieser Analyse außen vor.

Bei Kevin Kampl bleiben das Hauptproblem die Muskeln, vor allem der Oberschenkel: Der macht ihm bisher immer wieder zu schaffen. 2012 fehlte er fast einen Monat, 2013 zwang ihn ein Muskelfaserriss zur Pause. Seitdem musste er immer mal wieder mit muskulären Problemen draußen bleiben. Der Trend, dass die Ausfallzeiten zuletzt immer kürzer geworden sind, setzte sich aber auch in Dortmund fort: 2014/15 waren es nur vier Tage. Auch Krampls Fuß hat ihn schon mehrfach zur Pause gezwungen: Mal eine kleinere Sprunggelenksverletzung, Anfang 2013 langwierige Probleme mit der Achillessehne, als Jugendspieler sogar mal ein Fußbruch, damals – Achtung bei wem wohl? Richtig: bei Bayer Leverkusen.

Neu bei Bayer 04: Admir Mehmedi. Foto: Fuguito (CC BY-SA 3.0)

Admir Mehmedis Krankenakte liest sich ganz normal: Sehnenreizung, Leistenprobleme, Muskelbeschwerden. Letzte Saison kamen zwei längere Verletzungen hinzu: ein Muskelfaserriss und ein Außenbandriss im Sprunggelenk. Beide zwangen ihn jeweils zu einer 19-tägigen Pause. Trotzdem noch kein Muster zu erkennen.

Jonathan Tah hatte in der Saison 2013/14 immer mal wieder Rückenprobleme, im vergangenen Jahr blieben die aber aus, nur ein kleinerer Ausfall wegen Oberschenkelproblemen kam hinzu.

Genau wie bei André Ramalho, bei dem außer einem Mittelfußbruch von vor drei Jahren wenig in der Akte steht, kein größeres Risiko.

Last-Minute-Transfer „Chicharito“ Hernandez könnte einer der neuen Stars der Liga werden. Dafür, dass Verletzungen ihn daran hindern könnten, gibt seine bisherige Krankenakte wenig Grund zur Sorge. Mal der Knöchel, mal der Oberschenkel – und gerade hat sich Hernandez von einem Schlüsselbeinbruch erholt. Trotzdem eine ganz normale Krankenakte.

Christoph Kramer kommt zwar nur nach einer Leihe zurück, ist aber trotzdem irgendwie ein gefühlter Neuzugang für Bayer 04. Deswegen auch schnell der Blick zu ihm: Wenn er eine „Achillesferse“ hat, dann seine Rückenprobleme. Die zwangen ihn bei Gladbach immer mal wieder zur Pause. Und noch was: Kramer scheint krankheitsanfällig zu sein: Magen-Darm-Grippe, grippaler Infekt, Infektion. Drei Pausen in zwei Jahren. Das ist ungewöhnlich hoch für einen durchtrainierten Bundesligaprofi. Alles in allem aber nichts, was bisher auf längere Pausen in Zukunft schließen lassen würde.
Fazit_1

 

FC Augsburg: Warum in aller Welt…

Zunächst: Einen Philipp Max von Karlsruhe zu holen, der außer ein paar eintägigen muskulären Zipperlein im vergangenen Jahr wenig Verletzungen vorzuweisen hat – vollkommen logisch.

Dominik Kohr kennen die Augsburger auch schon, da letzte Saison ausgeliehen. Das Risiko eines erneuten Innenbandanrisses im Knie wie 2013/14 bei Bayer Leverkusen – das können die Ärzte sicher besser einschätzen als dieser Daten-Nerd-Blog.

Doch dann geht’s los: Konstantinos Stafylidis hatte es bei Bayer 04 schwer, überhaupt auf einen grünen Zweig zu kommen, weil er wegen Rückenproblemen fast drei Monate seiner Premierensaison 2013/14 verpasste.

Ja-Cheol Koo fehlte in seinen vier Jahren in der Bundesliga Wolfsburg, Mainz und auch beim ersten Gastspiel in Augsburg  insgesamt über neun Monate. Vier Außenbandrisse im Sprunggelenk, mehrfach Knie- und Wadenprobleme. Erkennt noch jemand da ein Muster?

Daniel Opares große Schwäche sind offenbar seine anfälligen Muskeln: ein Wadenmuskelriss UND ein Oberschenkelmuskelriss vergangene Saison, 2012/13 bei Standard Lüttich schon mal ein Muskelriss. Und jetzt fehlt dieser Opare den Augsburgen auch direkt – wegen einer Muskelverletzung.

Damals noch verletzungsfrei: Piotr Trochowski zu HSV-Zeiten. Foto: Rautenfreund (CC BY 3.0)

Und schon sind wir bei Piotr Trochowski. Der fiel zwar zu seinen Bundesligazeiten nicht größer durch Verletzungen aus, sah dann in seiner Zeit in Sevilla aber gefüllt mehr Krankenhauswände von innen als den Rasen im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán. 2012/13 : Knorpelschaden. Gast zehn Monate Pause. 2014: Wieder das Knie. Über vier Monate Pause. Und jetzt, grade in Augsburg angekommen: Meniskusriss. Und der liegt bekanntlich im…Knie. Voraussichtliche Pause: sechs Monate.

Augsburg, warum in aller Welt…?
Fazit_4

 

FC Schalke 04: Gemischtes Bild

Johannes Geis ist unbestreitbar ein Riesentalent. In seinen Anfangstagen hatte er aber immer mal wieder mit Oberschenkelproblemen zu kämpfen, unter anderem schon zwei Muskelfaserrisse. Die vergangene Saison war dann aber, bis auf eine klitzekleine Erkältung verletzungsfrei. Die Wende?

Schon in England knie- und muskelanfällig: Franco Di Santo. Foto: Dan Farrimond / flickr (CC BY 2.0)

Weniger verletzungsfrei blieb 2014/15 Franco Di Santo. Ohnehin kann man den Ex-Bremer nicht gerade als verletzungsunanfälligen Spieler bezeichnen. Elf Verletzungen in zwei Jahren Bundesliga – eine saftige Bilanz. Auffällig: Knie und Oberschnekel trifft es immer wieder. Letzteren in Form eines Muskelfaserrisses (34 Tage Pause in 2013/14) und wiederkehrenden muskulären Problemen, ersteres in Form einer Innenbanddehnung und eines Außenbandriss – zwei Verletzungen wegen denen der Stürmer Werder in der zurückliegenden Saison insgesamt zwei Monate fehlte. Übrigens auch schon Probleme, die Di Santo während seiner Zeit in England hatte.

Gut sieht’s hingegen bei Júnior Caiçara. Aus Brasilien sind zumindest keine schwerern Verletzungen bekannt.

Eher gemischt ist’s bei Pierre-Emile Höjbjerg: Schwere Verletzungen hatte der Leihspieler vom FC Bayern noch keine. Dafür immer mal wieder viele kleine. Die Bilanz der vergangenen Saison: muskuläre Probleme, Grippe, Adduktorenbeschwerden, Sprunggelenksprellung, grippaler Infekt, Sprunggelenksverletzung, zwei Erkältungen, Knieprobleme und eine Ellenbogenprellung. Sowas kann einen Spieler im Kampf um einen Stammplatz schon immer mal wieder zurückwerfen.

Das weiß auch Sascha Riether, der diese Erfahrung während seiner Zeit in Woflsburg machen musste. Bei Freiburg meldete sich dann im vergangenen Jahr das Knie zurück. Eine Sehnenreizung ließ Riether 26 Tage pausieren. Das ist aber noch nicht Anhaltspunkt genug, um zu sagen, dass die Verletzungsanfälligkeit aus Wolfsburger Tagen zurück ist.
Fazit_3

Die anderen Teile:

Der Verletzungsrisiko-Check – Teil 2: Dortmund, Hoffenheim, Frankfurt, Bremen, Mainz und Köln
Der Verletzungsrisiko-Check – Teil 3: Hannover, Stuttgart, Hertha, Hamburg, Ingolstadt und Darmstadt