Im Winter wird traditionell vor allem da nachgebessert, wo es in der Hinrunde nicht lief. Sei es, wegen Fehleinkäufen im Sommer, Leistungstiefs festeingeplanter Kräfte oder eben Verletzungen. Doch wie hoch ist die Gefahr, dass man sich mit den Wintertransfers die potenziell nächsten Verletzten ins Haus holt? Wo liegt die sprichwörtliche Achillesferse der Neuzugänge? Der große Check.
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Bayern München: Am Ende noch mehr Verletzungssorgen?
Der FC Bayern hat große Verletzungssorgen – und deswegen Serdar Tasci zurück in die Bundesliga geholt. Die Frage ist nur, ob Tasci die Verletzungsdiskussion endlich beendet – oder neu entfachtet. Denn der Ex-Stuttgarter gehört definitiv nicht zu den Profis mit den wenigsten Verletzungen. Immer wieder fiel er aus vor allem wegen seiner beiden Schwachstellen, dem Oberschenkel (insgesamt 104 Ausfalltage beim VfB) und der Achillessehne (insgesamt 213 Tage bei VfB und Spartak). Der Außenmeniskuseinriss, der Tasci 2013 über ein halbes Jahr außer Gefecht setzte, war allerdings gleichzeitig der erste wirklich richtig lange Ausfall. Seitdem hatte Tasci weitestgehend Ruhe.
Borussia Dortmund: keine Neuzugänge
Hertha BSC: Verletzungsfrei – alles andere wäre bedenklich
Hertha BSC hat sich mal wieder mit einem Nachwuchsmann vom FC Bayern verstärkt. Sinan Kurt kommt für 500.000 Euro. Bis auf zwei krankheitsbedingte Fehltage vergangene Saison hat er verletzungsmäßig nicht wirklich viel vorzuweisen. Alles andere wäre mit seinen 19 Jahren aber auch eher bedenklich.
Bayer Leverkusen: keine Neuzugänge
FC Schalke 04: Nichts Besorgniserregendes
Alessandro Schöpf kommt vom 1. FC Nürnberg zu Schalke 04 – für 5 Millionen Euro. Bis auf 13 Tage Pause wegen muskulären Problemen im Vorjahr sieht bei ihm alles nach grünem Bereich aus.
Der zweite Neue ist Younès Belhanda, der leihweise aus Kiew kommt. Er bringt vor allem gerne mal Verletzungen von der Nationalmannschaft mit. 2011 war es eine Sprunggelenksverletzung, die ihn nach einer Länderspielreise mit der marokkanischen Nationalmannschaft drei Wochen außer Gefecht setzte. Während des Afrika-Cups 2013 bekam er dann Adduktorenprobleme, ein angeblich bevorstehender Wechsel zu Fenerbahce kam nicht zustande. Alles in allem aber die ganz normale Krankenakte eines Fußballprofis.
Borussia Mönchengladbach: Spiel mit dem Feuer?
Gladbachs Hinrunde war von Verletzungen begleitet wie selten in den vergangenen Jahren. Jetzt holen die Gladbacher zwei Spieler, die ebenfalls lange Krankenakten mitbringen. 23 Jahre alt ist Jonas Hofmann, seit zweieinhalb Jahren Profi. Ein ganzes davon hat er schon fast wegen Verletzungen verpasst. Sein Schwachpunkt: Das Knie. Schon bei Dortmund fehlte er mit Knieproblemen. Während der Leihe zu Mainz kam dann die regelrechte Seuche: Erst Außenband- dann Sehnenanriss im Knie. Hofmann hat in seiner Mainzer Zeit wohl mehr Reha- als Trainingseinheiten absolviert.
Bei Martin Hinteregger ist die Krankenakte ähnlich lang. Auch, weil er halt einer ist, der sich voll reinhaut. Drei Gehirnerschütterungen, Augenhöhlenbruch, Nasenbeinbruch, Mittelhandbruch – dazu immer mal wieder Muskel- und Rückenprobleme. Dabei ist Hinteregger auch erst 23. Diese Saison hat er seinem Ex-Club Salzburg auch schon 50 Tage gefehlt. Wegen Oberschenkelproblemen, einer Knieverletzung und einer Bauchmuskelzerrung.
VfL Wolfsburg: Fragezeichen Bruno Henrique
Der brasilianische Neuzugang Bruno Henrique ist bisher ein absoluter No-Name in Europa. Und so sieht es auch mit seinen Verletzungen aus. Keine Prognose möglich.
FSV Mainz 05: Licht und Schatten
Mainz hat Emil Berggreen von Braunschweig verpflichtet. Und damit einen Spieler, der diese Saison schon 79 Tage (und 8 Ligaspiele) verletzungsbedingt verpasst hat. Die Verletzungsarten sind dabei jedoch recht unterschiedlich, am ehesten wiederkehrend ist noch sein Knie.
Besser sieht es bei Giulio Donati aus. Der fehlte seinem Ex-Club Bayer Leverkusen einmal länger wegen einer Bänderverletzung in der Schulter. Seitdem war aber Ruhe.
Karim Onisiwo fehlt Mainz direkt mal mit einer Fußprellung. Verletzungsanfällig war er in seiner bisherigen Karriere aber nicht. Wenn er fehlte, dann nur krankheitsbedingt.
1. FC Köln: Nichts durchgedrungen
Der 1. FC Köln hat sich mit dem Champions League erfahrenen Filip Mladenovic von BATE Borisov verstärkt. Besondere Schwachstellen in Sachen Verletzungen bei ihm sind bisher noch nicht von Weißrussland durchgedrungen.
FC Ingolstadt: Einmal Knie, immer Knie?
Darío Lezcano hat schon mal fast ein Dreivierteljahr wegen eines Meniskusschadens gefehlt. Sowas macht ein Knie gerne mal instabil. Bisher hat der Neuzugang aber Ruhe. Ein Fragezeichen bleibt bei so schweren Verletzungen immer.
Hamburger SV: Diesmal zumindest keine Vorbelasteten
Der HSV war dafür bekannt, gerne mal Spieler mit äußerst zweifelhaften Verletzungsvorgeschichten zu holen. Diesen Winter definitiv nicht. Josip Drmić machten in der Vergangenheit zwar wiederholt das Sprunggelenk und die Achillessehne Probleme. Da das aber jeweils nur Pausen von ein bis zwei Tagen zur Folge hatte, ist das Risiko bei Leihspieler aus Gladbach bisher sehr überschaubar.
Nabil Bahoui fehlte seinen Ex-Club Al-Ahli im Oktober vergangenen Jahres mal drei Wochen verletzt. Gleiches im Mai desselben Jahres, damals noch in seiner Heimat Schweden. Bisher aber eine ganz normale Krankenakte, auf eine mögliche Verletzungsanfälligkeit lässt nichts schließen.
FC Augsburg: Bessere Vorzeichen als im Sommer
Der FC Augsburg hat sich im Sommer dafür beworben, sowas wie der HSV-Nachfolger in Sachen fragwürdige Transfers in puncto Verletzungen zu werden. Und promt verabschiedete sich Piotr Trochowski in die Meniskus-Reha. Diesmal sieht es besser aus.
An Jeffrey Gouweleeuw ging zwar die Alkmaar-Verletzungsseuche im vergangenen Dezember nicht vorbei – sieben Tage Pause wegen einer Knieverletzung. Davor hatte ihm das Knie aber zuletzt 2013 Probleme gemacht – erst mal nicht weiter besorgniserregend. Gleiches gilt für Albian Ajeti.
Wenn man am ehesten noch einem Augsburger Neuzugang etwas andichten will, dann Alfred Finnbogason. Der fehlte in Heerenveen und Sociedad zwar immer mal wieder. Doch Knöchel, Oberschenkel und Knie – ein Muster ist da bisher nicht zu erkennen.
Eintracht Frankfurt: Überschaubares Risiko – mit einigen Ausreißern
Frankfurts Neuzugang Marco Fabián fehlte im Januar 2015 seinem Ex-Club Chivas einen Monat wegen eines Muskelrisses im Oberschenkel. 2013 waren es drei Wochen wegen einer Kreuzbanddehnung. Die übrigen Verletzungen bei ihm sind eher überschaubar.
Wenn Szabolcs Huszti in Hannover mal fehlte, dann meistens wegen Muskelgeschichten. Allerdings auch meistens nur wenige Tage. Die letzte schwere Verletzung, ein Muskelriss, der ihn vier Monate außer Gefecht setzte, liegt schon drei Jahre zurück. Eher ein überschaubares Risiko.
Die Kapselbandverletzung von Kaan Ayhan in der Saison 2014/15 war sicher einer der Gründe, warum der Abwehrspieler bei Schalke zuletzt nicht mehr so nah an der Startelf war wie in seinen Anfangstagen. Ohnehin: Für einen 21-Jährigen war der Türke schon überdurchschnittlich oft verletzt. Insgesamt 114 Tage in zweieinhalb Jahren. Die Liste ist abwechslungsreich: Pferdekuss, Adduktorenbeschwerden, Gehirnerschütterung, Sprunggelenksverletzung, Knieprobleme, Leistenzerrung – irgendwie alles schon dabei.
Besser sieht’s bei Last-Minute-Zugang Yanni Regäsel aus. Gut, der ist auch erst 20. Abwarten.
Bleibt noch Änis Ben-Hatira: Dessen Verletztenliste ist lang. Zuletzt war der Zeh seine absolute Schwachstelle, fast die komplette Saison 2014/15 verpasste er deswegen. Aber auch sonst gibt es Muster: Sprunggelenk und Knöchel zwangen ihn beispielsweise immer wieder zum Aussetzen. Wäre eher eine Überraschung, wenn in Frankfurt nicht der ein oder andere Ausfalltag dazu käme.
SV Darmstadt: Felix Platte – vorbelastet
Felix Platte hatte in seiner jungen Karriere schon viele Probleme mit dem Sprunggelenk. Zweimal setzte ihn eine Verknöcherung außer Gefecht. Dazu kommt ein doppelter Bänderriss – und auch noch langwierige Hüftbeugegerprbleme in der Saison 2013/14. Nicht der beste Start ins Profileben.
VfB Stuttgart: Wohin geht die Reise bei Großkreutz?
Kevin Großkreutz hat seit 2009 nur 21 von möglichen 280 Spielen wegen einer Verletzung verpasst. Trotzdem ist das Bild zwiegespalten: Denn die Krankenakte des Ex-Dortmunders ist durchaus lang. Lange hatte er nur kleinere Verletzungen, eine Knie-OP mit langem Ausfall passte 2010 gut in die Sommerpause. In der letzten Saison bei Dortmund haben dann die Verletzungen aber schlagartig zugenommen. Die Frage ist, wo die Reise für Großkreutz in Stuttgart hingeht.
Klarer scheint die Sache bei Federico Barba. Von ihm sind keine Verletzungsmuster bekannt, die auf eine erhöhte Anfälligkeit schließen lassen würden. Daran ändert auch die aktuelle Wadenverhärtung der aktuelle Muskelbündelriss erstmal nichts.
Schon seinen ersten Auftritt mit der Nationalmannschaft der Ukraine verpasste Artem Kravets wegen einer Verletzung, auch ansonsten machte ihm immer wieder mal der Oberschenkel Probleme. 2009/10 verpasste er deswegen 14 Spiele, 2011/12 dank eines langwierigen Muskelfaserrisses neun. Auch wenn die Verletzungsdichte danach etwas abnahm – in der ukrainischen Liga galt Kravets bis zuletzt als eher verletzungsanfällig.
Werder Bremen: Alles im grünen Bereich
Der SV Werder Bremen hat mit am kräftigsten eingekauft in der Winterpause. Sambou Yatabaré war immer mal wieder verletzt, jedoch nicht schlimmer. Das schwerste war noch eine 18-tägige Pause wegen einer Oberschenkelzerrung im Dezember 2014. Alles andere liest sich normal: zweimal hat er sich den Knöchel verstaucht, einmal zusätzlich verletzt. Alles in allem zu wenig, um von einer Achillesferse zu sprechen.
Ähnlich sieht es bei Papy Djilobodji aus: Ein Rippenbruch und drei Wochen Pause 2013/14, sonst nichts Schlimmeres.
Milos Veljkovic verpasste hingegen zweieinhalb Monate der Saison 2014/15, als er leihweise in Charlton spielte, sich die Schulter auskugelte und anschließend operiert werden musste. Das allein lässt aber noch nicht auf eine erhöhte Verletzungsfgefahr schließen. Noch besser sieht es bei László Kleinheisler aus, dessen Krankenakte sich bisher tadellos liest.
Gerhard Tremmel hat eine lange Bundesligakarriere hinter sich – verletzt war er unterdurchschnittlich oft. Das Schlimmste war noch ein Außenbandriss im Knie im Jahr 2001 mir zwei Monaten Pause. Ansonsten profitierte Tremmel eigentlich immer eher von der Verletzung von anderen – wir wollen es Werders Nummer 1 Felix Wiedwald natürlich nicht wünschen.
TSG Hoffenheim: Nur einer, dafür aber ohne erkennbare Muster
Trotz akuter Abstiegsgefahr hat sich die TSG Hoffenheim nur mit Leihspieler Andrej Kramaric von Leicester City verstärkt. Mit dem bekommen die Kraichgauer aber immerhin einen Stürmer mit bisher blitzsauberer Krankenakte.
Hannover 96: Masse an Spielern, Masse an Verletzungen?
Schlusslicht Hannover 96 hat hingegen mächtig zugeschlagen auf dem Transfermarkt. Mit Iver Fossum kommt ein Spieler, bei dem bisher keine Verletzungsmuster aufgefallen sind.
Hotaru Yamaguchi, hat immerhin schon einen Meniskusschaden vorzuweisen, der ihn im August 2014 ein halbes Jahr zwangsweise aussetzen lassen musste. Bisher hat das Knie aber keine größeren Probleme gemacht.
Das Neuzugang Marius Wolf direkt mit einem Muskelfaserriss ausfällt, war nicht vorauszusehen. Denn bisher liest sich Wolfs Krankenakte ganz normal, mal Knieprobleme, mal eine Fußprellung. Der Muskelfaserriss jetzt ist der erste in seiner Profilaufbahn.
Ádám Szalai hat da schon mehr mitgemacht. Wegen eines Kreuzbandrisses fehlte er sogar mal mehr als ein Jahr, doch das war noch in der Mainzer Zeit. Seitdem ist das Knie weitesgehend ruhig. Wenn er danach mal fehlte, nur einmal länger als zehn Tage (41 mit Lendenwirbelproblemen 2012/13). Überdurchschnittlich oft fehlte Szalai außerdem wegen Erkrankungen (in der Bundesligazeit schon siebenmal, insgesamt 27 Tage Pause).
Alexander Milosevic hat da schon eine deutlichere Schwachstelle: 2012 brach er sich den Fuß, 2015 wieder. Insgesamt über ein halbes Jahr Pause.
Bleibt noch der alte Haudegen Hugo Almeida: Der hatte schon fast alles, was zwar nicht besonders schlimm ist, aber trotzdem zu längeren Ausfallzeiten führt. Inklusive Leistenbruch, Muskelfaserriss und zwei Wadenmuskelrissen. In dem Alter mit der Vorgeschichte definitiv nicht der unanfälligste, aber sicherlich auch keiner der anfälligsten Profis. Kurios: Almeidas längste Pause war eine Blindarmentzündung, die ihn 2009/10 bei Werder mal zwei Monate außer Gefecht setzte.
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