Selten standen Verletzungen so sehr im Mittelpunkt wie in dieser Saison – und damit auch die Trainer. Trainiert Klopp falsch? Hat Guardiola zu viel riskiert? Und was machen verletzungsarme Teams wie Gladbach richtig? Auf diese normativen Fragen können die Daten zwar keine Antwort geben, die Eindrücke aber sehr wohl empirisch etwas untermauern. Hier kommt der Überblick über die Verletzungsquoten der Bundesligatrainer der vergangenen sechs Jahre – und so viel sei verraten: Klopp und Guardiola schneiden gar nicht mal so übel ab, wie man vielleicht denken könnte:

Grafik: Trainer mit den meisten Verletzungen: Statislawski schneidet am schlechtesten ab.

Fotos: Stanislawski: Northside/Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0) | Schaaf: Opihuck/Wikimieda Commons (CC BY-SA 3.0) | van Marwijk: ING Nederland/flickr/ via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0) – I, the copyright holder of this work, hereby publish it under the following license: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported.


Wie das Ranking entsteht

Entscheidend sind auch diesmal wieder die Verletzungstage, also Tage, die ein Spieler einem Verein aufgrund einer Verletzung fehlt. Diese sind umgerechnet auf die Arbeitszeit der Trainer – sodass am Ende ein vergleichbarer Wert der jeweils neu hinzu gekommenen Verletzungstage pro Amtsmonat steht.

Entscheidend für die Zuordnung zum jeweiligen Trainer ist der erste Verletzungstag, alle folgenden Verletzungstage werden dem Trainer zum Zeitpunkt der Verletzung zugeschrieben (d.h. bei Entlassung geht die „Hypothek“ nicht an den neuen Trainer über, sondern die Verletzung wird komplett dem Vorgänger angerechnet). Berücksichtigt sind alle Trainer mit mehr als drei Monaten Arbeitszeit in der Bundesliga seit 2009.

Die Ergebnisse: Nur ein aktueller Bundesligatrainer unter den Top 3

Thomas Schaaf hatte bei Eintracht Frankfurt eine Saison zum Vergessen: Nicht nur, dass am Ende der frustrierte Hinschmiss stand. Die Mannschaft hatte die ganze Saison über massiv mit Verletzungen zu kämpfen – und laut einiger Stimmen offenbar auch mit den Trainingsmethoden von Schaaf. Tatsächlich zeigt sich beim Blick in die Vergangenheit, dass Schaaf die insgesamt zweithöchste Verletzungsquote aller Bundesligatrainer der vergangenen sechs Jahre aufweist. Knapp 218 neue Verletzungstage kamen bei ihm durchschnittlich pro Monat dazu.

Damit ist Schaaf der in der Saison 2014/15 aktive Trainer, der im Ranking am schlechtesten abschneidet. Getoppt wird der Negativwert nur von Holger Stanislawski, der in seiner Bundesliga-Zeit bei St. Pauli und Hoffenheim auf 315,7 neue Verletzungstage im Monat kommt.

Klopp und Guardiola grade so im oberen Drittel

Was wurde nicht über das Verletzungspech bei Dortmund und Bayern diskutiert, bis hin zum Infragestellen der Trainingsmethoden. Die Zahlen entkräften die Kritik an Klopp und Guardiola etwas: Mit ähnlichen Werten liegen sie auf den Plätzen 22 und 23. Andere 2014/15 aktive Bundesligatrainer wie Labbadia, Stevens, Korkut  schneiden deutlich schlechter ab.

Und dann ist da noch Jens Keller. Der wurde bei Schalke sogar vom eigenen Präsidenten wegen der vielen Verletzungen kritisiert. Und wirklich schneidet Keller ziemlich schlecht ab. In seiner Bundesligazeit kommt er auf eine Bilanz durchschnittlich fast 190 neuen Verletzungstagen im Monat – der insgesamt viertschlechteste Wert überhaupt.

Favre und Gladbach wie immer top

Am Ende der Tabelle zeigt sich fast das gewohnte Bild: Lucien Favre schneidet wie sein aktuelles Team  sehr gut ab. Noch besser vom Schnitt her ist allerdings Leverkusens Roger Schmidt: Er hat den drittbesten Wert überhaupt, den besten aller aktiven Bundesligatrainer. Allerdings zählt bei Schmidt ja auch erst ein Jahr in die Wertung, es bleibt abzuwarten, wie sich das in den kommenden Jahren entwickelt.

Eine Auffälligkeit zum Schluss: Bei Mainz zeigen sich in einer Saison zwei Gesichter. Der Trainer zum Saisonstart, Kasper Hjulmand, schneidet mit Platz 7 (159,8 Tage/Monat) insgesamt ziemlich mies ab. Der neue Mann, Martin Schmidt, hat einen der Top-Werte (Platz 52 mit 65,9 Tagen). Ein Indiz dafür, dass eben doch der Trainer eine entscheidende Rolle in Sachen Verletzungsanfälligkeit spielt?